Interview mit Christian Jaeger von PRAEP ist einer der Gründer und Finalisten des EUROBIKE START-UP DAY AWARD
Stellen Sie sich und Unternehmen PRAEP kurz unseren Lesern vor?
Mein Name ist Christian Jaeger, 37 Jahre, verheiratet und zu dem Zeitpunkt wo ihr dies lest Vater von 2 Kindern: zweieinhalb und ganz neu. Ich bin einer der Gründer von PRAEP und verantwortlich für die Marke, unser Produkt Design und Social Media. Wir entwickeln, designen und produzieren Sport spezifische Trainingsgeräte und haben mit dem ProPilot unser allererstes Produkt seit einem knappen Jahr auf dem Markt.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Nach meinem ersten Jahr an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg wurde mir relativ schnell klar das ich nicht unbedingt die nötige Ruhe für ein Studium besitze . Somit machte ich mich mit 21 Jahren selbstständig und PRAEP ist nun bereits mein zweites Unternehmen. Zuvor haben mein Geschäftspartner Tim Wichmann und ich bereits eine sehr erfolgreiche Industriedesignagentur aufgebaut mit der wir in knapp 8 Jahren über 500 Maschinen (Investitionsgüter) entwickelt und gestaltet haben. Bei solch einem Job kam es schonmal gerne vor das man am Sonntag in den Flieger nach Indien gestiegen ist und über Moskau am Freitag wieder in München ankam. Und natürlich wollte man den Samstag dann nicht im Biergarten sondern auf dem Bike verbringen. Allerdings habe ich schon seitdem ich ein kleiner pubertierender Skateboarder war das Credo: Vorbereitung ist alles.
Man muss trainieren, um mehr und vor allem länger Spaß zu haben. Daher haben wir uns schon immer kleine Helfer gebaut mit denen man im Hotel, oder unterwegs spezifisches Training machen konnte. Je schwerer, je besser. Aus der Idee erwuchs dann recht schnell der Wunsch diese Tools als echte Produkte möglichst vielen Leuten zugänglich zu machen, denn sie haben schlichtweg gut funktioniert. Während normalerweise bei einem stressigen auch gerne mal der Bauch etwas zunimmt haben wir in dieser Zeit trotz einigen harten Stürzen, nie ernsthafte Verletzungen gehabt und waren definitiv nicht langsam unterwegs.
Welche Vision steckt hinter PRAEP?
PRAEP leitet sich ab von praeparare, also Vorbereitung. Und unsere Vision steck in diesem einfachen Slogan: PRAEPARATION IS EVERYTHING. Vorbereitung ist alles.
Wir möchten eine professionelle Vorbereitung in möglichst einfache und stylische Form bringen. Den wenn etwas gut aussieht, gut funktioniert und auch noch einen sehr schnellen Effekt bringt, nutzt man es und es macht Sinn.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Die allererste Herausforderung war definitiv das 100%ige Committment etwas Neues zu starten. Man spinnt viel, man redet, man modelliert, man visualisiert, aber dennoch waren wir 24h im Tagesgeschäft unserer Agentur eingebunden. In den restlichen 5 Stunden eines Tages schafft man zwar einiges aber eben nicht den Aufbau einer neuen Marke. Es war keine einfache Entscheidung ein eingespieltes, langjähriges Business zu beenden und auf Risiko zu setzen, vor allem mit Familie. Und vor allem nicht dann, wenn man man es finanziell komplett alleine angeht. Keine Investoren, keine reichen Eltern.
Man tauscht Sicherheit gegen Risiko, aber man bekommt Zeit, und deren Wert darf man nicht unterschätzen.
Und dann ging es ans Eingemachte: Markenname, Branding, Patente, Markenregistrierung, Produktdesign, smartes Packaging, eine umweltverträgliche Supply Chain, Timelines, Prototypen, etc. Aber wir sind bei solchen Sachen eigentlich sehr gut eingespielt weshalb keiner der Punkte eine so große Herausforderung war wie unser Endgegner: Wie vermarkten wir ein Produkt, welches es so schlicht noch nie gab in einem Markt den es noch gar nicht gibt?
Eine Idee zu haben und sich zu committen ist super, aber im Nachhinein betrachtet hat die Idee, das Design und auch das ganze Drumherum einen sehr geringen Anteil am großen Ganzen. Das war eine Lektion, vor allem wenn man selbst eigentlich Designer ist und sein Schaffen für enorm wichtig erachtet.
Die Vermarktung war definitiv die größte Herausforderung. Vor allem wenn man bedenkt das keiner von uns beiden Gründern noch vor einem Jahr einen Facebook oder Instagram Account hatte und das Wort online Marketing maximal von nicht beachteten LinkedIn Beiträgen kannte. Man lernt eben immer dazu.
Wer ist die Zielgruppe von PRAEP?
Unsere Produkte sind Sportspezifisch. Das bedeutet Trainingsgeräte für Deinen Sport, und beim ProPilot sind dies alle Menschen, die etwas mit einem Lenker machen. Vom Alltagsradler, der nun auf das eBike umsteigt und sich an ganz neue Geschwindigkeiten gewöhnen muss, über den Weekend Warrior, der am Wochenende Bürostuhl gegen Enduro tauscht bis hin zu dem Performance Bikern, die stetig bemüht sind sich selbst noch etwas zu verbessern. Wir haben Kunden aus allen Lenker-Sportarten, egal ob mit oder ohne Motor. Die Stabilität im Körper bringt Kontrolle, und Kontrolle bringt Fahrspaß!
Das Thema Tiefenmuskulatur und Instabilität geht aber natürlich auch über die Athleten hinaus. In der Reha (Schulter- und Schlüsselbeinverletzungen) wird der ProPilot auch immer öfter eingesetzt.
Nun ja, und in Zukunft werden wir in ähnlicher Weise weitere Sportarten erschließen. Vor allem Skateboarden liegt mir da besonders am Herzen!
Wie funktioniert ProPilot? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Zunächst funktioniert der ProPilot ausschließlich über seine Formgebung. Er hat 3 verschiedenen Flächen welche verschiedene Instabilitäten für PushUps und Planks simulieren. Stabil, seitlich instabil und Punktbalancierend. Dabei wird durch die steigende Instabilität vor allem die Stützmuskulatur, besser bekannt als Tiefenmuskulatur, gezielt angesprochen. Im Fokus sind hierbei alle Muskelgruppen von der Hüfte aufwärts bis in die Handgelenke. Also das typische Kräftedreieck des Bikesports welches für die Kontrolle sorgt. Da alles passiv, also ohne Akku, Bluetooth etc. funktioniert muss man nicht aufladen, koppeln oder updaten. Dennoch ist die passive Welt ja auch etwas beschränkt weshalb wir eine App eigens für den ProPilot konzipiert haben. Hier werden die wirklich sehr anstrengenden physischen Bewegungen um die digitale Welt ergänzt, um Trainingsmonotonie vorzubeugen.
Da Smartphones sich mittlerweile mit Lichtgeschwindigkeit weiterentwickelten haben wir uns dazu entschieden das Smartphone selbst als Teil unseres Produktes zu nutzen indem man es einfach par Magnet andockt und dann mit unserer App eine neue Dimension von Training erfahren kann. Wir nennen das Hybrid Training weil hier physisch und digital eine sinnvolle Vereinigung eingehen. Der Einsatz ist sehr breit gestreut, vom morgendlichen WakeUp Training, über virtuelle Trail Vorbereitung bzw. Reaktionstraining bis hin zu biometrischem Vermessen von Athleten (noch in der beta phase).
Unser Ziel ist es Sportspezifisches Training so anspruchsvoll, aber auch so spaßig wie möglich zu gestalten, damit man eben der Pilot und nicht der Passagier ist… daher auch der Produktname
Wo sehen Sie sich in den nächsten fünf Jahren?
In 5 Jahren möchte ich zufriedener Kunde Praep.com sein und mich darüber ärgern das dieses neue Gerät was unsere Mitarbeiter gerade in einem Video zusammen mit Nike vorgestellt haben schon ausverkauft ist. Ich bin Fan von PRAEP und will dies auch bleiben…nicht nur als Biker.
Welche 3 Tipps haben Sie für Gründer?
Nummer 1: Verbündete
Schafft Euch einen engen Kreis an Menschen, mit denen ihr Eure Vorhaben und vor allem Probleme besprecht. Je enger der Kreis je effizienter. Wer 100 Leute fragt bekommt auch 100 Meinungen und Meinungen sind oft ein schlechter Ratgeber. Schaut das ihr Verbündete findet die im Besten Fall ebenso für Eure Sache brennen wie ihr selbst.
Nummer 2: Lernen
Wir lernen unser ganzes Leben und je klarer wir uns das machen je offener sind wir auch dafür. Niemand hat die Weisheit mit Löffeln gegessen und jeder macht Fehler. Davor ist man einfach nicht sicher, aber nur wer auch daraus lernt kommt weiter. Daher notiert Euch eure Fehler und auch die anderer. Denn aus Fehlern lernt man.
Nummer 3: Knete und Knete
Behaltet die Zahlen im Auge. Euer Bauchgefühl ist wirklich wichtig in vielerlei Hinsicht, aber wenn euch das Geld ausgeht ist dies einer der gefährlichsten Dämpfer für Euer Unternehmen. Denn dann geht es oft einfach ums Überleben und nicht mehr die eigentliche Strategie. Und seht diese Strategie einfach wie Knete an, man kann Sie ganz flexibel formen nur eben nicht die Farbe wechseln..
Link: StartUp Valley
Leave a comment